Tatjana Brandt rast durch die Berge und erkämpft den 13. Platz
Mit einem Koffer voller Impressionen und der Zufriedenheit über einen richtig starken sportlichen Auftritt im Wettstreit mit der Konkurrenz aus der ganzen Welt, wird Tatjana Brandt von den IronMan70.3-Weltmeisterschaften aus St. George im US-Bundesstaat Utah zurückkehren. Die 37-jährige Triathletin vom Borener SV bewältigte den anspruchsvollen Dreikampf aus 1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21,1 km Laufen in 5:02:42 Stunden und erkämpfte am Ende den 13. Platz von 238 Starterinnen ihrer Altersklasse W 35, in der alle Frauen zwischen 35 und 39 Jahren gewertet werden. In der Gesamtwertung aller 1.824 Frauen, die sich für die Titelkämpfe im Ausdauerdreikampf qualifiziert hatten, landete Tatjana Brandt auf dem 116. Platz. „Meine Zielzeit von unter fünf Stunden habe ich zwar nicht ganz erreicht, aber ich bin dennoch super zufrieden. Die Gegebenheiten waren nicht einfach und mit meinen Platzierungen und der Leistung auf dem Rad bin ich super happy, glücklich und stolz“, fasste Brandt ihr Fazit des sportlichen Auftritts in den Bergen von Utah zusammen. Bevor sie im Ziel in St. George glücklich ihre Finisher-Medaille in Empfang nehmen konnte, erlebte sie in einzigartiger Landschaft aus Wüste und roten Felswänden bei ungewohnten äußeren Bedingungen den wohl spannendsten Wettkampf ihrer bisherigen Karriere.
Die erste Herausforderung stellte sich bereits vor dem Startschuss. In den Tagen vor dem Start hatte es sich in Utah mächtig abgekühlt und zudem fallen die Temperaturen in der Wüste nachts generell deutlich ab. Als Tatjana Brandt zwei Stunden vor dem Start am Schwimmstart eintraf, lagen die Lufttemperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt. „Das eisige Warten war extrem. Man musste einfach schon vor dem Start zwei Stunden in Bewegung bleiben, um nicht völlig auszufrieren“, berichtet Brandt. Sie ging als eine der letzten in das immerhin 18 Grad warme Wasser, um möglichst lange ihre warme Jacke noch anbehalten zu können. Beim Schwimmen konnte die BSV-Triathletin wie erwartet nicht mit den schnellsten Altersgenossinnen mithalten und kam nach 36:44 Minuten als 112. im Mittelfeld ihrer Konkurrenz aus dem Wasser. Der erste Wechsel dauerte mit sieben Minuten deutlich länger als normal, da bei den frischen Temperaturen gutes Abtrocknen und das Überstreifen der Armlinge unerlässlich waren, um auf der Radstrecke mit ihren über 1.000 Höhenmetern nicht auszukühlen. Als Tatjana Brandt dann aber auf ihrem Rennrad saß, begann die große Sause, die alle Sportfreunde in der Heimat auch kaum anders erwartet hatten und die bei den Konkurrentinnen vor Ort aber für Erstaunen sorgte. Auf den 90 Radkilometern setzte sie in ihrer Paradedisziplin zu einer famosen Aufholjagd an und rauschte an den Mitstreiterinnen vorbei. „Es lief perfekt und ich habe es mit einem Lächeln die ganze Zeit genossen. Ich habe mich immer klar an die vorgegebenen Wattwerte gehalten und nicht am Tempo orientiert. Ich durfte mich bloß nicht an den zahlreichen Bergen und Steigungen zerlegen lassen. Der Snow Canyon tat zum Schluss aber dennoch weh“, beschreibt Brandt ihre Herangehensweise, mit der sie eine Konkurrentin nach der anderen überholte. Vom 112. Platz nach dem Schwimmen raste sie 2:34:17 Stunden so forsch die Berge hinauf und auch waghalsig herunter, dass sie auf Platz 7 ihrer Altersklasse zum zweiten Wechsel kam. Nur die neue W-35-Weltmeisterin Deborah Eckhouse aus Kanada war auf dem Rad noch knappe zwei Minuten schneller unterwegs. Aber selbst einige Profistarterinnen hatten auf dem Rad keine schnellere Zeit als die schleswig-holsteinische Landesmeisterin im Einzelzeitfahren. Nach dem zweiten Wechsel fand Brandt auch beim Laufen schnell ihren Rhythmus, obwohl ihre Füße nach dem Radfahren immer noch durchgefroren waren. „Die Anstiege auf der zweiten Runde haben mich dann aber doch etwas einbrechen lassen und ich bekam etwas Luftprobleme. Aber ich habe gekämpft“, berichtet Brandt über den abschließenden Halbmarathon, den sie in 1:42:13 Stunden meisterte. Auf der zweiten Hälfte der Laufstrecke musste sie jedoch ein paar Konkurrentinnen vorbeiziehen lassen und rutschte noch aus den Top-Ten-Rängen ihrer Altersklasse. Doch auch der 13. Platz gab allen Anlass, den Zieleinlauf richtig zu genießen. „Die Stimmung war unfassbar und um Halloween herum waren die Zuschauer auch entsprechend kreativ“, zeigte sich Brandt vom Enthusiasmus der US-Amerikaner angetan.
Nach dem Rennen schaut sich die Triathletin bei ihrem ersten USA-Besuch noch entspannt ein paar touristische Highlights an, ehe der Heimflug ansteht. „Die ganze Reise war echt aufregend. Die Umstellung auf die andere Zeitzone und das Klima waren schon eine Herausforderung, aber ich habe es hingekriegt“, freut sich die Athletin.
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