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18 Stunden auf den Beinen: Daniela Prüß "Last Woman standing" beim 2. Devil’s-Loop-Ultramarathon

Der „Devil’s Loop“ des SV Enge-Sande hat bei seiner zweiten Auflage das bestätigt, was sich bereits bei der Premiere im Vorjahr abzeichnete: Er wird Kult in der Laufszene und er beschert dem beschaulichen Klintum bei Leck einen Hauch von Festivalstimmung.

Insgesamt 142 Aktive stand am frühen Samstag-Morgen um 8:00 Uhr auf dem Klintumer Waldsportplatz, um sich auf die 6,66 km lange „Teufelsrunde“ im Langenberger Forst zu begeben. Dieses Ritual wiederholte sich fortan zu jeder vollen Stunde und von Runde zu Runde dünnte sich das Feld immer mehr aus, ehe nachts um 4:00 Uhr auch der letzte verbliebene Läufer kein weiteres Mal durch den dunklen Wald laufen mochte.

Mit 20 Runden und damit 133 gelaufenen Kilometer wiederholte Dominik Ramin vom Eckernförder MTV seinen Premierenerfolg vom Vorjahr und verewigte sich erneut als „Last man standing“. Daniela Prüß vom Borener SV bewies ebenfalls gigantische Ausdauer und hielt mit 18 gelaufenen Runden (120 km) länger durch als alle anderen Frauen. Sie trat damit die Nachfolge ihrer im Vorjahr siegreichen BSV-Vereinskameradin Birgit Goos an und ist die neue „Last Woman standing“.

Der „Devil’s Loop“ schrieb auch bei seiner zweiten Auflage viele spannende Geschichten vom Durchhalten und vom Zweifeln, von Lockerheit und Ehrgeiz sowie von großen und kleinen Wehwehchen, die an einem langen Tag zwischen Kopf und Fuß auftauchen können.

Mit einer neuen Streckenführung hatte das Organisationsteam um Thomas Schneidereit die „teuflische“ Herausforderung der 6,66 km langen Laufrunde zusätzlich auch noch „verhext“. Gleich drei knackige Anstiege mit insgesamt 91 Höhenmetern und wechselnden Bodenbeschaffenheiten warteten nun im Forst und machten die Runde deutlich anspruchsvoller als bei der Premiere. Dieser zusätzliche Schwierigkeitsgrad und auch das wechselhafte Wetter mit vereinzelten Regenschauern könnten manchen Devil’s-Läufer noch etwas schneller ermüdet oder erweicht haben. Trotz größerer Starterzahl war das Feld in den frühen Abendstunden schon etwas dünner besetzt als im Vorjahr zur gleichen Zeit. Für viele der Startenden war aber auch vor dem Start schon klar, dass es nur um das Austesten der persönlichen Grenzen geht. So waren sieben Laufrunden und damit 46,6 km ein häufig genanntes Ziel, da damit die Marathondistanz von 42,195 km übertroffen wird und man sich fortan als Ultraläufer fühlen und bezeichnen darf. Fast die Hälfte der gestarteten Athleten erreichte dieses Ziel. Zehn Runden und damit die zehnfache „Teufelszahl“ (66,6 km) schafften immerhin 22 Ausdauerfreaks. Diejenigen, die danach noch mit Stirnlampe in die dunklen Abend- und Nachtrunden gingen, erlebten knisternde Stimmung, die sich auf die kleine Schar der treu ausharrenden Fans übertrug.

Gleich mehrere starke Frauen beeindruckten im Langenberger Forst mit nahezu unerschütterlich anmutendem Durchhaltewillen. Nachdem nach 13 Runden mit Eike Carstensen vom SV Enge-Sande die viertletzte Frau ausgestiegen war, lieferten sich die drei verbliebenen Frauen im Rennen einen spannenden Ausdauerkampf, in dem zunächst keine aufsteckte. Drei Mal standen die gleichen drei Damen immer wieder an der Startlinie, während sich die Zahl der männlichen Begleiter stündlich reduzierte. Dann stieg nach 16 Teufelsrunden mit Sina Jacobsen just jene Läuferin aus, der viele sogar zugetraut hatten, auch alle Männer müde laufen zu können. Während fast allen Aktiven mit fortschreitenden Stunden die Erschöpfung im Gesicht und im Laufstil anzusehen war, imponierte die 29-jährige aus Risum-Lindholm mit leichtfüßigen Schritten und stets guter Laune. „Mir ging es viel besser als letztes Jahr. Ich hatte keinerlei Krämpfe in den Beinen oder im Magen. Ich hab immer mein Ding gemacht und bin auch oft alleine einfach nach Gefühl gelaufen“, berichtet Sina Jacobsen von ihren „Teufelsrunden“. Als sich die Anstrengungen dann aber doch bemerkbar machten und das Wunschziel („Eine Runde mehr als letztes Jahr“) erreicht war, blieb die Nordfriesin ihrer spaßorientierten Laufphilosophie treu. „Von den Beinen her ginge noch mehr, aber der Spaß war nicht mehr da und die Luft war raus. Und jedes Jahr eine Runde mehr zu machen, ist ja auch ein guter Plan“, erklärte sie ihren Ausstieg um Mitternacht. Als dann Marit Lorenzen vom 1. Flensburger Lauftreff nach 17 Runden als vorletzte (also zweitbeste) Frau die Klingel zum Ausstieg betätigte, war Daniela Prüß die einzige Frau, die sich noch an die 18. Runde machte und diese mit müden Beinen und Augen auch genauso erfolgreich wie die vorherigen 17 Runden bewältigte. Die 47-jährige vom Borener SV hatte sich darauf eingestellt, dass es ein langer Tag und eine lange Nacht werden kann. Und sie war bereit, sich dafür auch etwas zu quälen. „Im letzten Jahr habe ich bewusst nach zehn Runden aufgehört, aber mir da schon fest vorgenommen, dass es dieses Mal so lang wie möglich und nötig werden soll“, beschreibt Prüß ihre Herangehensweise. „Erstmal die zehn Runden schaffen, dann fünf oben drauf und dann gucken, was geht“, lautete ihre Devise und mit mehreren Garnituren Wechselkleidung, drei Stirnlampen und einem Karton voller Batterien hatte sie hierfür auch vorgesorgt. „Mental ist es ein Auf und Ab. Manchmal fällt eine Runde sehr schwer und dann die nächste wieder leicht. Aber die Erfahrung, dass auch wieder eine leichte Runde kommen wird, hilft dabei, sich durch die schweren zu kämpfen“, sagt Prüß und gibt einen Einblick in das Seelenleben einer Ultraläuferin. „Körperlich besonders hart waren immer die ersten Meter nach jedem Start, aber dann kommen die Beine auch wieder in Gang“, stellt die BSV-Ausdauerathletin fest, die bis zur 14. Runde mit ihrem Borener Vereinskameraden Arendt Brühe meistens einen vertrauten Mitläufer neben sich hatte und in den kurzen Pausen stets von ihrem Mann Oliver mit Verpflegung und frischen Textilien versorgt wurde. Obwohl sie mental darauf eingestellt war, auch bis zu 20 Runden zu drehen, war der Lauftag für Prüß dann auch ausgereizt, als sie um kurz vor zwei Uhr in der Nacht als „Last woman standing“ feststand. „Da war ich dann zufrieden und froh, dass es vorbei ist“, sagt die neue Siegerin.

Als Prüß jubelnd ausgestiegen war, blieben nur noch die beiden Eckernförder Dominik Ramin und Karsten Kröger im Rennen. Der drittbeste Mann Jakob Friedel hatte sich nach 16 Runden verabschiedet. Der Vorjahreszweite Torben Bies aus Bargenstedt beendete seinen 2. Devil’s Loop nach neun Runden (59,9 km). Der Dithmarscher war bereits mit Rückenproblemen angereist und musste trotz eisernem Willen dann feststellen, dass sein Körper an diesem Tag nicht für Extremleistungen ausgelegt war. Während Vorjahressieger Dominik Ramin den Devil’s Loop seit Monaten geplant hatte und sich körperlich und taktisch detailliert vorbereitet hatte, hatte sich sein langjähriger Trainingspartner erst am Tag vor dem Start kurzfristig zum Mitmachen überreden lassen. Kröger sollte eigentlich mit ein paar Runden nur helfen, das Team „Die Eckernförder“ zusammen mit Ramin und dessen EMTV-Vereinskameraden Andreas Niebergall für die neue Teamwertung zu komplettieren. Doch dann verblüffte Kröger selbst seinen Lauffreund Ramin, als er immer wieder mit auf die Runde ging. „Als Daniela raus, haben wir dann zusammen entschieden, dass es keine 24 Stunden und 100 Meilen sein müssen, aber ein neuer Rundenrekord toll wäre“, erklärt Ramin. So liefen sie gemeinsam die 19. Runde und Ramin drehte dann allein noch die 20. Runde und schaffte so eine Runde mehr als bei seinem Sieg im Vorjahr. „Die letzte Runde war dann meine schnellste. Das zeigt einfach, dass sich vieles im Kopf abspielt“, staunte Ramin über sich selbst und seine Beine. Sein taktisches Geheimrezept der „Mikro-Nickerchen“ in den kurzen Laufpausen konnte Ramin allerdings nicht umsetzen. „Es war einfach zu viel Party drumherum. Da konnte ich nicht schlafen. Aber die Partystimmung hat auch motiviert“, stellte der alte und neue Sieger fest. Ramin feierte zusammen mit Kröger und Niebergall (12 Runden) auch den Mannschaftssieg vor dem Borener SV, bei dem neben Prüß und Brühe noch der Vorjahresdritte Patrik Stein neun Runden für die Teambilanz beisteuerte.


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